Ehrlich gesagt bin ich kein großer Freund von Versicherungen. Da beißen sich meine Versicherungsberater-Kumpels regelmäßig die Zähne an mir aus. Wenn ich mir eine Versicherung zulege, dann prüfe ich meist Wochenlang die Angebote. Den Vertrag schließe ich anschließend in der Regel selbst ab. Auch bin ich eher unter- statt überversichert. Trotzdem gibt es Versicherungen, die selbst ich nicht für überflüssig halte.
In diesem Artikel stelle ich euch die Versicherungen vor, mit denen ich versuche meine Selbständigkeit abzusichern und die, die ich für sinnvoll halte, obwohl ich sie selbst nicht abgeschlossen habe.
Prio 1: Private Haftpflichtversicherung
Sie kostet meist rund 50 € im Jahr und kann dich im Fall der Fälle vor der Privatinsolvenz retten. Die kann bei Personenschäden schnell eintreten.
Ich radle zum Beispiel jeden Tag ins Büro. Man stelle sich vor, ich fahre aus versehen jemanden so an, dass er auf die Straße fällt, ein Auto kommt und ihn erfasst. Den Schaden würde ich in hundert Jahren nicht bezahlen können. Hier springt die private Haftpflicht ein.
Ich selbst bin bloß bei einem günstigen Direktversicherer. Bei der Auswahl habe ich auf eine große Schadenssumme geachtet und dass der Verlust von Haustürschlüsseln auch mit inbegriffen ist. Schließt man solche Versicherungen bei einem (befreundeten) Versicherungsmakler ab, ist es meist unbürokratischer, kleine Schäden geltend zu machen. Allerdings ist die Preisspanne bei privaten Haftpflichtversicherungen recht groß. Wenn einem das ~50 % Aufschlag wert sind, soll man es machen. Bei großen Schadenssummen kann dir aber auch der beste Kumpel nicht weiterhelfen.
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Prio 2: Berufsunfähigkeitsversicherung
Egal ob Selbständiger oder nicht. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist vor allem in jungen Jahren wohl eine der wichtigsten Versicherungen in unserer Zeit. Wen man sich ansieht, wie bescheiden die Pflegesituation in Deutschland ist und wie zum Beispiel Behinderte daran gehindert werden, Sparvermögen aufzubauen. Dann ist man im äußersten Fall froh, wenn genug Geld da ist, damit man versorgt werden kann ohne die Familie zu belasten.
Da ich meine Berufsunfähigkeitsversicherung schon früh abgeschlossen habe, war natürlich auch der preisliche Aspekt ein Wichtiger. Hier habe ich damals einen extra Studententarif gewählt, der während des Studiums bezahlbar war. Trotzdem sollte man die Versicherung nicht unbedacht wählen. Ich rechne manchmal spaßeshalber die Vergleichsrechner durch und bin schockiert, welche schlechten Angebote im Internet herumgeistern. Viele Versicherungen picken sich sowieso nur die Rosinen der Kunden heraus und lehnen zum Beispiel Raucher oder Geringverdiener rigoros ab. Dass solche Anbieter im Schadensfall eine große Zahlungsmoral besitzen zweifle ich stark an.
Wichtig ist vor allem eine ausreichende Deckungssumme. Ich habe 2.000 € gewählt, die Jährlich um einige %-Punkte optional nach oben anpassbar ist. Die Deckungssumme sollte aus meiner Sicht um einiges höher sein als der Grundsicherungsbetrag (409,00 €) plus Miete. Sonst kannst du es auch sein lassen.
Wenn du schon voll im Leben stehst solltest du die Prämie deinen Lebensstandard anpassen. Also 60-85% deines jetzigen Netto-Einkommens sollten es schon sein. Als Selbständiger ist natürlich wichtig, dass die Versicherung ebenfalls in der Selbständigkeit greift. Außerdem habe ich darauf geachtet, dass klar geregelt ist, wann die Versicherung zahlen muss und dass diese Bedingungen nicht zu überzogen sind.
Prio 3: Vermögensschadenhaftpflichtversicherung inkl. Betriebshaftpflicht
Je nachdem welche Unternehmensform du besitzt, kann dich auch eine Schadensersatzforderung eines Kunden zur Privatinsolvenz treiben. Da viele als Einzelunternehmer oder GbR starten, haften sie im Notfall auch mit dem privaten Vermögen. Doch auch als haftungsbeschränkte Unternehmensform sollte man sein Business so betreiben, dass man nicht bei der ersten Abmahnung die Insolvenz einleiten muss.
Eine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung unterscheidet sich von der “Normalen”, dass sie bei Vermögensschäden einspringt und nicht beispielsweise bei Personenschäden.
Da komme ich leider nicht herum, meine Annekdote zu erzählen: Im zarten Alter von 18, also um das Jahr 2006 herum, war ich bei einem Versicherungsvertreter und wollte eine Versicherung abschließen, “die meine Webseite absichert”. Heillos überfordert hat er mir dann irgendwas angedreht für das ich glaub ich 60 € im Monat zahlen musste. Ein Jahr später war es dann so weit und durch einen Fehler im Script wurden Spam-Mails versendet und mein Hoster wollte Schadensersatz. Ich glaube 30.000 €. Gott sei Dank hab ich eine Versicherung, dachte ich. Die Versicherung meinte aber dafür gilt es nicht, wo sie wohl recht hatte, weil Internet halt noch #Neuland war (und ist). Die Geschichte ist gut verlaufen, da ja der Hoster dafür zuständig ist sein System abzusichern. Ich blieb allerdings trotzdem auf meinen Anwaltskosten sitzen. Dass ich die Versicherung bei einem Versicherungsmenschen abgeschlossen hab, hat mir keinen Pfifferling weitergeholfen. Eine Lektion fürs Leben quasi.
Dadurch, dass meine Generation dann langsam zu Unternehmern wurde, gibt es seit geraumer Zeit endlich passende Versicherungen fürs #Neuland. Früher eher ein Nischenprodukt, erhält man die Vermögensschadenhaftpflichtversicherung heutzutage selbst für IT-Berufe, die über den Routerinstallateur hinausgehen. Selbst große Versicherungen wie die Allianz oder die Versicherungskammer Bayern bieten diese jetzt an.
Ich selbst bin bei Exali gelandet, für die ich jetzt ein bisschen Schleichwerbung machen muss, da ich immer noch von dem Angebot und dem Service begeistert bin. Wenn man sich die einzelnen Bausteine ansieht, merkt man, dass dort Leute am Werk sind, die sich wirklich mit den Bedürfnissen der einzelnen Selbständigen wie Agenturen, Blog-Betreiber, Berater, Shop-Betreiber und und und auseinandergesetzt haben. Als ich wegen Bildnutzungsrechten abgemahnt wurde, ist Exali auch gleich ohne zu zögern eingesprungen und hat den Schaden abgewehrt.
Das bringt mit zu den Punkten, auf die du achten solltest. Neben einer ausreichenden Schadenshöhe ist die passive Rechtschutzversicherung in solchen Tarifen enorm wichtig. Das heißt, dass sie auch den Schaden von dir abwehren, wenn er unberechtigt ist. Oder wenn der Schadensanspruch selbst gerechtfertigt ist, die Höhe aber nicht, trotzdem für dich prozessieren.
In solchen Versicherungen ist meistens auch eine Haftpflichtversicherung für Personenschäden integriert. Sollte sich zum Beispiel jemand in deinem Büro verletzen. Oder du läufst beim Kundentermin gegen ein Bücherregal, welches umfällt und zehn Mitarbeiter zerquetscht, springt diese ein. Man weiß ja nie. Diese Versicherung ist wie die private Haftpflichtversicherung ebenfalls sehr wichtig.
Pflicht: Krankenversicherung
In Deutschland herrscht die gesetzliche Pflicht eine Krankenversicherung zu besitzen. Also kommst du nur äußerst schwer um eine Krankenversicherung herum, auch wenn du dir die Kosten gerne sparen würdest.
Dabei hast du die Wahl zwischen einer privaten und der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Private ist in jungen Jahren als Single meist sehr günstig. Mit Kindern und als älteres Semester dann unbezahlbar. Jedoch gibt es Tarife, die das abfangen sollen, sodass der günstige Tarif als junger Mensch dahin ist. Es gab mal einen Boom der privaten Krankenversicherungen, der ist jetzt aber abgeflaut. Zurecht aus meiner Sicht.
Obwohl die gesetzlichen Krankenkassen verpflichtet sind dich wieder aufzunehmen, werden sie sich mit Händen uns Füßen dagegen wehren, wenn du nicht kerngesund bist.
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Trotzdem ist die Krankenversicherung egal ob privat oder gesetzlich einer der größten Kostenpunkte für Selbständige. Deshalb solltest du dich vor allem zu Beginn deiner Selbständigkeit mit dem Thema Krankenkasse dringendst befassen und sie in deine Kostenkalkulation mit einfließen lassen.
Option: Unfallversicherung
Die Unfallversicherung ist des deutschen Lieblingsvorsorgeversicherung. Als Arbeitnehmer erschließt sich mir der Sinn dahinter noch nicht ganz. Hier besteht Lohnfortzahlung und die Behandlungskosten trägt sowieso die Krankenversicherung. Als Selbständiger ist sie schon relativ sinnvoll. Breche ich mir die Arme und kann in der Zeit nicht mehr bloggen oder programmieren, dann werde ich sehr wenig Geld verdienen. Diesen Ausfall lasse ich mir versichern.

Wenn du eher der Typ Tollpatsch bist, ist eine Unfallversicherung vielleicht auch ratsam.
Ich persönlich spare mir die Unfallversicherung derzeit noch. Zum einen habe ich einen guten familieren Background, zu dem ich mich zurückziehen könnte, sollte ich einmal ein paar Wochen außer Gefecht sein. Zum anderen ist meine Ausgabensituation nicht so angespannt, dass man sie nicht auf ein Minimum zurückfahren könnte. Hätte ich Frau und Kind würde ich sie auf jeden Fall so abschließen, dass es bei einem unfallbedingten Arbeitsausfall zum Leben langt.
Wie du siehst, glaube ich, dass es bei der Unfallversicherung vor allem auf die Lebensumstände ankommt.
Option: Inventarversicherung
Ein perfektes Pendant zur Hausratversicherung gibt es für Selbständige nur selten. Deshalb empfiehlt es sich nur die wichtigsten Arbeitsutensilien zu versichern, die nicht nur für dein Einkommen essenziell sind, sondern die du dir bei einem Brand nicht leisten könntest zu ersetzen.
Bei Fotografen könnte das die teuere Kameraausrüstung sein. Hier kann man sich meist ein individuelles Angebot einholen lassen. Die Versicherungen sind jedoch nicht immer ganz günstig. Vielleicht lohnt es sich eher, konsequent 5 % des Neupreises im Monat zu Seite zu legen und im Fall der Fälle den Rest zu leihen. Es bringt dir meiner Meinung nach nichts, wenn der Versicherungsbeitrag so hoch ist, dass du im Monat dafür einen halben Auftrag zusätzlich annehmen musst.
Mehr nicht?
In 99 % der Fälle sollte das meiner Meinung nach für Selbständige reichen. Wenn du ein streitfreudiger Mensch bist, lohnt sich vielleicht noch eine Rechtschutzversicherung, die über die Vermögensschadenhaftpflichtversicherung hinausgeht.
In deine privaten Versicherungen möchte ich dir nicht reinreden, was auch mein letzter Tipp für heute ist: Lass dir bitte keine Versicherung aufdrängen, sondern entscheide rational.
Wer das Thema Altersversicherung in diesem Beitrag vermisst, den muss ich auf unbestimmte Zeit vertrösten. Denn um dieses Thema habe ich mich bisher selbst erst sehr spärlich gekümmert. Aber wie immer lautet der Tipp, den Newsletter zu abonnieren, damit du es nicht verpasst, wenn es so weit ist.
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