Die FDP nahe Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit hat eine kostenlose Publikation zum Thema StartUp & Enterpreneurship als PDF veröffentlicht (zum kostenlosen Download). Darin wurden viele Statistiken zusammengetragen und wichtige Persönlichkeiten aus der Szene kamen zu Wort, um konkrete Handlungsempfehlungen daraus abzuleiten.
Hauptsächlich soll die Frage geklärt werden, warum es Selbständige in Deutschland trotz guter Infrastruktur und hoher Wirtschaftsleistung des Landes so schwer haben. Auch ist es verwunderlich, dass die Anzahl der Gründer im “Land des Mittelstandes” zurückgehen, obwohl das Thema StartUp so präsent ist wie noch nie.

Quelle: freiheit.org
Die Gründe dafür sind vielfältig und sollten schnellstmöglich abgestellt werden um im internationalen Vergleich aufzuholen und eine zukunftsfähige Wirtschaft auf die Beine zu stellen. Natürlich verfolgt die FDP mit dieser Publikation eine Agenda, jedoch kann ich jeden Punkt zustimmen und finde es wichtig, dass solche Studien erscheinen. Die Erkenntnisse sind nicht nur für Leute interessant, die mit dem Gedanken spielen sich selbständig zu machen, sondern auch für aktuell Selbständige.
Gesellschaftliche Akzeptanz fehlt
Die Deutsche Wirtschaft ist geprägt von Maschinenbau und Großindustrie, welche die höchsten Umsätze verzeichnen. In zahlreichen dieser Branchen gibt es sogenannte Hidden-Champions, die jahrzehntelang auch ohne Digitalisierung groß geworden sind. Allerdings ist ein Großteil der KMUs (Wissens-)Dienstleister, für die Digitalisierung und Innovationen durch kreative Köpfe essenziell sind.
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Allerdings müssen auch klassische Industrien den Schwenk auf neue Technologien schaffen, damit sie nicht von anderen Innovateuren abgehängt werden. 70% der digitalen Wertschöpfung stammen nicht aus dem IT-Bereich, sondern aus traditionellen Wirtschaftszweigen! Trotz diesem eindeutigen Trend nutzen derzeit nur 20% der deutschen Unternehmen die Digitalisierung umfassend.
Auch in den Schulen wird zu selten darauf eingegangen, dass eine eigene Gründung eine mögliche Alternative zum regulären Arbeitsmarkt wäre. Im EU-Vergleich können sich 48% der jugendlichen in Europa vorstellen, einmal selbständig zu sein. In Deutschland sind es lediglich 28%, die sich vorstellen können, ein Unternehmen zu gründen.
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Im sozialen Umfeld wird die Entscheidung, sich selbständig zu machen oftmals belächelt. Wird das StartUp ein Erfolg, ist die gesellschaftliche Akzeptanz sehr groß, was allerdings nichts hilft, da ein funktionierendes soziales Umfeld vor allem am Anfang der Selbständigkeit ein sehr wichtiger Faktor ist.
Deutsche tun sich auch schwer mit dem positiven Scheitern. Während in den USA das Scheitern gefeiert wird, ist es in Deutschland noch verpönt. So kann ein gescheitertes Unternehmen auch als Hemmschuh werden, neues Kapital zu akquirieren oder gar eine Festanstellung anzutreten.
Ist Deutschland zu alt für Digitalisierung?
In Bayern gibt es ein Sprichwort, das “was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht” lautet. So ist es nicht verwunderlich, dass eine junge Gesellschaft es leichter hat, neue Entwicklungen zu lernen und dann auch einzusetzen.
Die Studie zeigt auf, dass ganze 71% der Entscheider in der deutschen Wirtschaft sogenannte “Digital Beginners” sind. Das könnte unter anderem am Durchschnittsalter der Deutschen liegen. Das beträgt derzeit 43,6 Jahre, während die USA bei 37 liegt.
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Die Statistik zeigt jedoch, dass offensichtlich das eigene Gefühl, ob der Mittelstand auf die Digitalisierung vorbereitet ist, optimistischer ist als es der aktuelle Einsatz vermuten lässt.
Es darf jedoch bezweifelt werden, dass unsere Schulsysteme in Zukunft reihenweise Gründer mit digitalem Know How ausspucken werden. Bei der Nutzung von Computern im Unterricht ist Deutschland Schlusslicht bei den Industrieländern in der EU. 45% Der Lehrer verzichten aufgrund mangelnder Ausstattung auf digitale Medien in der Schule. Zumindest dagegen möchte die Politik nun gegensteuern und investiert 2,5 MRD in neue IT-Infrastruktur an Schulen. Kritiker halten das für zu wenig und selbst wenn besuchen derzeit nur 8,1% der Lehrkörper überhaupt IT-Weiterbildungen.
Networking bei deutschen StartUps mangelhaft
Mit Berlin hat Deutschland lediglich eine Stadt im “Global Startup Ecosystem Ranking 2015” unter den Top 10 und das nur auf Platz 9. Dabei ist eine Konzentration von zahlreichen StartUps in einem Ort sehr wichtig für den Erfolg von Selbständigen.
So zeigt es sich, dass eine hohe StartUp-Dichte mehr hochqualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland anziehen und Kapitalgeber das Geld lockerer sitzen haben, wenn sie ebenfalls aus der gleichen Stadt/Region kommen. Darüber hinaus ist der Austausch unter Selbständigen enorm wichtig um Erfahrungen, Tipps und Know How auszutauschen, sich gegenseitig zu inspirieren und zu motivieren. Ein nicht zu unterschätzender Faktor unter kreativen Menschen.
„Innovation ist kein Endprodukt isolierter Genies,
sondern kann nur passieren,
wenn verschiedenste Menschen aufeinandertreffen
und miteinander arbeiten.“– Hallie Applebaum Innovationsexpertin, Weltbank
Auch Konferenzen und Orte, an denen sich Entrepreneure (zufällig) begegnen sind in Deutschland oft Mangelware, was auch daran liegt, dass es nur wenige Ballungsräume gibt.
Fehlendes Risikokapital, teure Bürokratie
Deutsche Gründer haben es im Vergleich schwer an Risikokapital zu kommen. Das ist allerdings kein exklusives deutsches, sondern ein europäisches Problem. Was allerdings stimmt ist, dass wir gemessen am BIP relativ gesehen weniger Riksikokapital als zum Beispiel Frankreich oder England zur Verfügung haben.
Im Jahr 2014 wurden in Europa 11,1 MRD € Risikokapital bereitgestellt, wobei Deutschland auf 2,9 MRD € kommt. In den USA waren es satte 58,8 MRD $.
Wenn man als deutsches Unternehmen endlich Venture Capital aufgetrieben hat, sind die bürokratische Hürden im Vergleich zu anderen Ländern höher. Weshalb deutsche StartUps dann doch im Ausland gründen oder zumindest zur Vertragsunterschrift ins Ausland reisen. Bis zu 35.000 € an Kosten können für Notare und Co. anfallen, wenn ein ausländischer Fonds 10-15 Mio. € in ein Unternehmen investieren möchte.
Warum sind StartUps so wichtig?
Ich möchte nicht allzu sehr ausholen, warum Selbständigkeit wichtig sind für unsere Wirtschaft ist. Hier möchte ich einen eigenen Blogeintrag dazu verfassen (Newsletter abonnieren!). Die deutsche Wirtschaft ist unter anderem so stark, weil sie einen starken Mittelstand besitzt und einige große Unternehmen, die gut mit dem Mittelstand zusammenarbeiten. Grund dafür war u.a. dass sich nach dem zweiten Weltkrieg hochmoderne Firmen gegründet haben, die bis heute Hidden Champions und Weltmarkführer in ihren Branchen sind.
Durch die Digitalisierung ändert sich allerdings gerade die globale Wirtschaftsordnung und es sieht so aus als würden wir hier unser Potential nicht vollends ausschöpfen. Weil wir uns schwer tun, andere Branchen und Entwicklungen als gleichwertig zu unserer bisherigen Industrie anzuerkennen. Ich denke jedoch, dass Deutschland ziemlich gut darin ist, Probleme zu lösen, wenn sie einmal erkannt sind. Weshalb ich hoffe, dass das Thema StartUp, Selbständigkeit & Gründung in Deutschland in den nächsten Jahren noch ernsthafter angegangen wird.
Wie können StartUps in Deutschland unterstützt werden?
Die Studie listet viele Punkte auf, wie man den Innovationsstandort Deutschland für StartUps attraktiver machen könnte. Hier ist allerdings vor allem die Politik gefragt.
Infrastrukturmaßnahmen wie den Netzausbau und die Abschaffung der Störerhaftung müssen vorangebracht werden. Politik und Selbständige sollen zum Beispiel durch Konferenzen oder Hackertrons besser zusammenfinden.
Im Bildungsbereich soll es selbstverständlich werden, mit digitalen Medien zu arbeiten, grundlegende Programmierkenntnisse an die Hand zu kommen. Außerdem muss Wissenschaft, Forschung und Innovation wieder mehr in den Vordergrund gerückt werden. So ist z.B. die mediale Aufmerksamkeit von Jugend Forscht eher schlechter, als besser geworden. Regionale Planspiele und Innovationswettbewerbe müssen aktiv ausgeschrieben und gefördert werden.
Sogenannte High-Potentials müssen auf Deutschland aufmerksam werden und das Einwanderungsgesetzt muss so angepasst werden, dass diese hier unbürokratischer arbeiten und Unternehmen gründen können.
Investoren sollten einfacheren Zugang zu deutschen StartUps erhalten. Vor allem im ersten Jahr der Selbständigkeit müssen die bürokratischen Hürden auf ein Minimum begrenzt werden. Außerdem sollten Investitionen in StartUps ähnlich wie bei Immobilien besser steuerlich geltend gemacht werden können. Vor allem, wenn die Investition scheitert. Auch innovative Finanzierungskonzepte wie Crowdfunding muss in Deutschland einfacher möglich gemacht werden.
Wenn euch meine Zusammenfassung nicht reicht, dem lege ich hier noch einmal die Studie zu kostenlosen Download ans Herz.
Wenn schon, bevor der erste Euro überhaupt verdient wurde, schon die Hand für Steuern und Zwangsmitgliedschaften und ähnliche Gebühren, dann kann man es verstehen, warum sich das nur Wenige antun wollen. Alles, was man verdient, geht für die Abgaben drauf. Und dafür knurrt Einem der Magen und die Wohnung kann man sich nicht leisten! Danke Schön! Und auch die Bürokratie ist Zeit-Diebstahl. Akquisition wird Einem durch die Datenschutzgesetze erschwert. An Kapital kommt man nur schwer ran. Und die Zinsen vermasseln Einem alles. Von soll man sich gegen Krankheit versichern und wie soll man für das Alter vorsorgen? Dann ist man doch lieber angestellt. Diese Sorgen hat man da nicht.
Ich glaube, dass die meisten StartUps einen Notar und Anwalt an der Seite haben sollen. Es liegt daran, dass die europäische Wirtschaft super bürokratisiert ist. Danke für den Beitrag und Umfragen zum Thema von Statista.