
Steuern zahlen ist so ein Thema in der Selbständigkeit. Ich habe schon viele Fehler dabei gemacht und lerne auch nur langsam aus meinen Fehlern. Vielleicht helfen dir meine Verfehlungen aber, es besser zu machen. Vor allem in den Anfangsjahren.
In einer Festanstellung bekommt man seinen Nettolohn überwiesen und macht die Steuererklärung nur, um etwas zurückzubekommen. In der Selbständigkeit muss man meistens nachzahlen oder entzieht sich unnötig Liquidität, weil man zu viel vorausgezahlt hat. Perfekt wird man es nie hinbekommen.
Steuernachzahlungen bei der Einkommenssteuer
Als Selbständiger mit Steuerberater musst du erst im übernächsten Jahr deine Steuererklärung abgeben. Das heißt, wenn du deinen Gewinn nicht sehr gut unter Beobachtung hast, wirst du quasi immer eine Überraschung erleben.
Ich habe im Jahr 2019 rund 17.000 € Gewinn gemacht. Daran hat sich dann auch meine Steuervorauszahlung, die man alle drei Monate leisten muss, orientiert. Im Jahr 2020 habe ich 20.000 Euro Gewinn gemacht, die ich aber im Privatleben nicht gemerkt habe, da ich von einer WG in eine zwar günstige Wohnung gezogen bin. Aber trotzdem rund 250 € mehr Miete und Nebenkosten im Monat hatte. Also ungefähr den Gewinn mehr.
Jetzt im Jahr 2022 traf mich der Schlag, dass ich knapp 1.000 Euro nachzahlen musste. Die habe ich aber nicht, da es aus verschiedensten Gründen gerade schlecht läuft. Zusätzlich stiegen die Steuerberatungskosten nur für die Einkommenssteuererklärung von ~400 € auf 1.000 €.
Man sollte also als Selbständiger immer seine Gewinne und seine Ausgaben im Blick haben und das Geld zurücklegen. Oder man ist zu ewigem Wachstum verdammt. Wenn ich dieses Jahr bei 25.000 Gewinn landen würde, könnte ich mir auch die Steuernachzahlung locker leisten, muss dann aber im nächsten Jahr wieder wachsen usw.
Viele Selbständige haben deshalb die Faustformel, dass sie 50 % des zusätzlichen Gewinns weg sparen. Man kann auch das Finanzamt bitten, die Vorauszahlung hochzusetzen. Beides wäre zwar klug, aber oft nur eine Option für Selbständige, die eben nicht halb an der Armutsgrenze nagen. Alle anderen sind leider zum Wachse oder Weiche-Prinzip verdammt. Man könnte das politisch mit einer höheren Freigrenze verbessern, aber das hat leider keiner auf dem Schirm.
Mehrwertsteuereinnahmen sind kein kurzfristiger Kredit
Wenn du nicht die Kleinunternehmerregelung in Anspruch genommen hast, oder darfst, musst du die Mehrwertsteuer auf deine Produkte und Dienstleistungen abführen.
Je nach Jahresumsatz musst du diese dann monatlich, vierteljährlich oder jährlich ans Finanzamt abführen. Als Selbständiger nutzt man diese zusätzliche Einnahmen aber gerne mal, um finanzielle Löcher zu stopfen, wenn kurzfristiger Liquiditätsengpass herrscht.
Wenn sich dieser finanzielle Engpass bis zum Zahltermin nicht behoben hat, hat man ein Problem. Eigentlich ist das Mehrwertsteuerbetrug. Ich habe mein Finanzamt aber bisher relativ kulant erlebt. Einmal haben sie mir gedroht, das Lastschriftverfahren zu streichen. Da musste ich aber eher schmunzeln, als dass ich es als Strafe verstehen würde.
Trotzdem ist die nicht gezahlte Mehrwertsteuer ein teurer Kredit, da die Zinsen des Finanzamts meistens sehr hoch sind und noch eine Strafgebühr fällig wird. Lieber den Dispo ausreizen, wäre hier mein Tipp. Im Idealfall hat man die Mehrwertsteuer natürlich auch zur Seite gelegt. Doch auch hier gilt das Problem von oben.
Man könnte auch argumentieren, dass Geld, das arbeitet produktiver ist, als es zurückzulegen. Aber dann muss man mit diesem Geldeinsatz auf jeden Fall mehr herausholen als die drohenden Dispozinsen.
Gewerbesteuer nicht mitgedacht
Das ist mir noch nicht passiert, weil ich bisher nicht genug Gewinn gemacht habe. Aber ich sehe es schon kommen, auch wenn ich mir jetzt natürlich fest vornehme, mehr auf meine Finanzen zu achten.
Über die Gewerbesteuer will ich irgendwann noch einen eigenen Beitrag verfassen (Newsletter abonnieren!). Aber grob gesagt: Wenn du keine Kapitalgesellschaft bist, hast du einen Freibetrag von 24.500 € im Jahr (Stand 2022). Auf alles, was darüber ist, musst du Gewerbesteuer zahlen.
Wenn es das erste Mal ist, dass du über die Freigrenze kommst, hast du es vermutlich nicht auf dem Schirm und bist von der Zahlung überrascht.
Die Gewerbesteuer kannst du als natürliche Person zwar bei der Einkommenssteuer geltend machen, aber je nach Einkommenssteuersatz und Hebesatz erhöht das deine relative Steuerbelastung dann doch. Es macht jedoch vor allem alles komplizierter.
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Hallo Robert,
danke wieder mal für einen guten Artikel, der ein Thema umfassend beleuchtet. Das mit der höheren Obergrenze für den Freibetrag für Kleinunternehmer, das sehe ich schon lange als Politikum. Die Anpassung kam zu spät und nicht weitreichend genung. Denn die Verhältnisse haben sich deutlich verändert. Aber Kleinunternehmer haben ja leider keine wirkliche Lobby…
Habe ich es richtig verstanden, dass auch Freiberufler Gewerbesteuer zahlen müssen ab 24.500 Euro Einkommen jährlich?
Sommerliche Grüße, Margarete
Hall Margarete,
danke für dein Lob!
Ja, ab 24.500 € Gewinn bist du gewerbesteuerpflichtig.