Ist Erfolg planbar oder reine Glückssache?

Von | 12. Juni 2018
Finanzieller Erfolg: vier kleine Geldhaufen, die in einen großen Münden.

Bildnachweis: nattanan23 / pixabay.de / CC0

In der Selbständigkeit spielt Erfolg eine sehr große Rolle. Obwohl jeder Selbständige Rückschläge nur allzu gut kennt, würde wohl keiner lange durchhalten, wenn sich nicht wenigstens kleine Erfolge des eigenen Tuns einstellen würden.

Du kennst vielleicht den Satz, dass der Teufel immer auf den größten Haufen scheißt. Nicht nur im Privatleben ist dieses vermeintliche Glück oft zu beobachten, sondern auch in der freien Wirtschaft. Vor allem durch digitale Geschäftsmodelle kanalisiert sich der Erfolg auf einige wenige erfolgreiche Akteure. Ein wichtiger Faktor für dieses Phänomen besteht wohl darin, dass Erfolg motiviert und (beruflich) attraktiv macht. Dies führt zu einer Aufwärtsspirale, die ab einem gewissen Punkt kaum mehr zu stoppen ist. Daher ist es meist gar nicht nötig den maximalen Erfolg zu erreichen, es langt oftmals nur die Erfolgsschwelle zu überschreiten um seine Ziele zu verwirklichen.

Was bedeutet überhaupt Erfolg?

Ziele sind bei der Frage, was Erfolg überhaupt bedeutet, ein springender Punkt. Erfolg definiert natürlich jeder anders. Der eine sieht sich erst als erfolgreicher Unternehmer, wenn er in seinem Bereich der Marktführer ist, andere möchten finanziell erfolgreich werden und wieder andere sind zufrieden, wenn sie mit ihrer Leidenschaft überleben können.

Freilich gibt es auch die Kombination aus mehreren Möglichkeiten. Ich für meinen Teil möchte gerne in 15-20 Jahren halbwegs finanziell unabhängig sein. Als Idealist wäre es mir auch wichtig, dass ich einen winzigen Teil zu einer besseren, innovativeren Welt beigetragen habe. Aus diesem Grund ist Zielsetzung auch so wichtig. Dadurch wird der Weg zwar nicht einfacher, jedoch navigierbarer. Nur wenn du weißt, welche Ziele du letztendlich erreichen willst, kannst du einschätzen ob deine Mission erfolgreich war.

Wie wahrscheinlich ist Erfolg?

Die Erfolgswahrscheinlichkeit hängt von unzähligen Faktoren ab. Nicht zuletzt, wie hoch die gesteckten Ziele sind. Um einmal eine Zahl in den Raum zu werfen: Es geistert im Internet die Zahl herum, dass 90 % der StartUps scheitern. Diese Zahl konnte ich leider nicht verifizieren. Allerdings ist sie aus meiner Erfahrung eine realistische Hausnummer. Man muss es vielleicht allgemeiner ausdrücken und sagen, dass nur 10 % der Unternehmungen zum Erfolg führen.

Bei solchen Zahlen weiß man natürlich nie, unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Zielen derjenige gestartet ist. Darüber hinaus muss der Grund der Aufgabe auch kein schlechter sein. Schließlich kann man sein Projekt auch beenden, da man durch seine Aktivität eine attraktivere Chance wahrgenommen hat.

Dennoch halte ich eine Erfolgswahrscheinlichkeit von 10 % schon fast für die maximale Ausbeute, wenn man eine Unternehmung isoliert betrachtet. In meinem Fall würde das bedeuten, dass nicht meine komplette Selbständigkeit die Erfolgswahrscheinlichkeit von 10 % besäße. Sondern der Plötzlich-Selbständig Blog vielleicht eine Wahrscheinlichkeit von 10 %, mein Umweltblog nur 5 % und so weiter.

Arbeit vs. Talent vs. Zeit

In unserer Leistungsgesellschaft gilt oft das Credo: Wenn man nur hart genug arbeitet, dann kann man alles erreichen. Jetzt ist natürlich wieder die Frage, wie man hart arbeiten definiert. Wenn man sich allerdings erfolgreiche Unternehmer ansieht,  arbeiten diese wohl alle sehr hart an ihren Projekten. Oder haben zumindest in ihren Gründungsjahren viele Opfer gebracht.

Ich würde das Ganze auch anders definieren, in dem ich sage, erfolgreiche Menschen bleiben in Bewegung. Sie reflektieren sich und ihr Umfeld, passen sich gut neuen Gegebenheiten an und legen gerne noch eine Schippe drauf, wenn es nötig ist. Die Königsdisziplin ist am Ende vermutlich die Kombination von Arbeit und Effizienz.

Ich habe zu meinen obigen Thesen auch eine etwas umfangreichere Wahrscheinlichkeitsrechnung betrieben.

Erfolgssimulation

Variante 1 – Wenig wissen schnell lernen

In meiner ersten Berechnung bin ich davon ausgegangen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass das erste Projekt erfolgreich wird, mit 1 % relativ gering ist. Allerdings steigert sich die Wahrscheinlichkeit pro abgeschlossenem Projekt um 1 %. Damit unterstelle ich dem Erfolgswilligen eine gewisse Lernkurve.

Zeigt die Erfolgswahrscheinlichkeit bei schnellen lernernWie der geübte Statistik- und Stochastiker bestimmt gleich erkennt, habe ich mich dafür entschieden, dass in diesem Szenario die Wahrscheinlichkeiten statistisch voneinander abhängig sind.

Auf der X-Achse befinden sich die Anzahl der Projekte und auf der Y-Achse die Wahrscheinlichkeiten in Dezimalform. Die 1 bedeutet dementsprechend 100 %. Die blaue Linie gibt die Erfolgswahrscheinlichkeit an, die Rote wird aus der Erfolgswahrscheinlichkeit minus der Standardabweichung berechnet. Das soll die Wahrscheinlichkeit mit ein bisschen Pech zum Ausdruck bringen.

So kann der Erfolgskurve entnommen werden, dass sich in diesem Beispiel beim 14. Projekt der Erfolg “garantiert” ist. Trotzdem beträgt die Erfolgswahrscheinlichkeit erst bei dem zehnten Projekt circa 50 %. Bis dahin muss man es erst einmal durchhalten und dann ist es immer noch eine Münzwurfentscheidung.

Variante 2 – Anfangs mehr können, langsamer lernen

Das gleiche Beispiel mit einem höheren Ausgangswert, nämlich einer 5 %-igen Erfolgswahrscheinlichkeit. Dafür erhöht sich die Wahrscheinlichkeit lediglich jedes zweite Jahr um 1 % und bei 10 %iger- Wahrscheinlichkeit ist schluss mit der Lernkurve.

Zeigt die Grafik der Erfolgswahrscheinlichkeit, wenn man zu Beginn schon mehr weiß, aber langsamer lerntAuch in diesem Beispiel wären 14 Versuche nötig bis sich statistisch gesehen der garantierte Erfolg einstellen würde. Im Gegensatz zum anderen Beispiel wäre man schon beim achten Projekt bei einer fünfzig prozentigen Erfolgschance.

Variante 3-5: Mindestanzahl an Versuche

Wenn man davon ausgeht, dass man zwar gewisse Skills in seine Selbständigkeit mitnimmt. Die allerdings selbstverständlich sein müssen, um überhaupt Erfolg zu haben und sich dadurch die Erfolgswahrscheinlichkeit eines einzelnen Projekts nicht mehr großartig ändert, dann kann man das Ganze auch anders herum aufziehen. In den nächsten Varianten habe ich bei drei verschiedenen Einzelwahrscheinlichkeiten vorgegeben, mit denen berechnet werden soll, wie viele Versuche man benötigt um eine gewisse Erfolgswahrscheinlichkeit zu erreichen.

Der teilweise krasse Unterschied der Wahrscheinlichkeiten ergibt sich dadurch, dass in Variante 1 & 2 die Wahrscheinlichkeit, dass das jeweilige Projekt erfolgreich wird ausgerechnet wird. In dieser Variante wird die Wahrscheinlichkeit ausgerechnet, wie viele Versuche man benötigt um eine garantierte Erfolgswahrscheinlichkeit von X % zu erhalten.

Mindestanzahl von Versuchen bis sich der Erfolg einstellt, bei gleichbleibendem TalentBei dieser statistischen Methode sieht man ganz klar das Dilemma von Leuten die “nur” hart arbeiten. Wenn ich durch mein mäßiges Talent nur eine einprozentige Chance besitze, dass mein Projekt erfolgreich wird, dann benötige ich knapp 89 Projekte, damit ein Projekt mit 50 %iger Wahrscheinlichkeit ein Erfolg wird.

Bei mittlerem Talent (5%), sind das nur noch 13,5 Projekte. Und bei hohem Talent (10 %) läppische 6,57 Projekte.

Um eine 99 %ige Erfolgswahrscheinlichkeit zu erlangen, benötigt man bei allen drei Ausgangslagen relativ viele Versuche. Wobei die Anzahl der Versuche bei untalentierten Menschen noch einmal krasser ist als bei Talentierten.

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Der Zeit- und Glücksfaktor

Die Beispiele zeigen sehr gut auf, dass man zwar mit der Zeit seine Erfolgswahrscheinlichkeiten erhöht. Es erklärt auch, warum es diese 19 jährigen Überflieger gibt. Trotzdem zeigt es, dass Glück kein mystischer Begriff ist, sondern es Faktoren gibt, mit denen das Glück erzwungen werden kann.

Es ist eigentlich wie beim Poker spielen. Man kann schon einmal mit der 7 und der 2 (schlechteste Starthand) gewinnen. Aber nach hundert Versuchen wirst du mit einem großen Minus dastehen. Im Gegensatz dazu, wenn du mit den Assen auf der Hand verlierst (beste Starthand), dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass du in den nächsten Versuchen abkassierst.

Worauf ich hinaus will ist, dass man mit der Zeit auch Glück erzwingen kann. Vor allem wenn man währenddessen gute Entscheidungen trifft und ein gewisses Talent mitbringt. Doch das mit der Zeit ist natürlich so eine Sache. Wie wir alle wissen, tickt unsere Uhr auf diesem Planeten nicht ewig.

Fast jede Fachliteratur sagt, dass die ersten drei Jahre die Aufbauphase deines Unternehmens sein wird. Erst dann zeichnet sich in der Regel ab, ob sich deine Selbständigkeit / dein Projekt in die richtige Richtung entwickelt. Bleiben wir also bei den drei Jahren pro Projekt: In der EU arbeiten die Menschen im Schnitt 37,9 Jahre. Das ergäbe rund 12 große Projekte, die umsetzbar wären, wenn man sein ganzes Arbeitsleben als Selbständiger verbringt.

Bei 12 Projekten hätte man in der ersten Variante eine Wahrscheinlichkeit von rund 78 %, erfolgreich zu sein. Bei Variante 5 (10 % gleichbleibendes Talent) beträgt die Wahrscheinlichkeit 70 %, dass ein Projekt erfolgreich ist. Also selbst wenn man alles richtig macht, bleiben bei meinen Beispielen am Ende von zehn Leuten, Zwei bis Drei, die eigentlich das Zeug zum Erfolg hätten, auf der Strecke.

Ist Erfolg nun planbar?

Klar sind meine Rechenbeispiele vielleicht ein wenig an den Haaren herbeigezogen und der ein oder andere Statistiknerd wird sich vielleicht denken, dass das die völlig falsche Herangehensweise ist. Aber sie bringen mich auf ein Fazit, das ich vermutlich auch ohne die Zahlen getroffen hätte. Die Rechnungen visualisieren also noch einmal das, was ich ausdrücken möchte.

Einfach nur mal machen und sich an irgendwelche Motivationssprüche klammern hilft nicht um Erfolgreich zu sein. Es ist deutlich effektiver an sich selbst und seine eigenen Erfolgsfaktoren zu arbeiten, als planlos wie ein Berserker zu kämpfen.

Gleichzeitig soll dieser Beitrag auch ein Plädoyer (auch für mich selbst) zum Durchhalten sein. Denn egal wie gut du bist, es ist doch relativ unwahrscheinlich, dass deine ersten Würfe gelingen.

Wenn du selbst ein bisschen rechnen möchtest, kannst du die Excel-Liste die ich dafür erstellt habe, hier downloaden. Sie ist hoffentlich relativ selbsterklärend. Ansonsten fragt einfach in den Kommentaren nach, wenn ihr sie nicht versteht.

Robert von Plötzlich-Selbständig.de Schwarz/Weiß Bild

Ich freue mich von dir zu hören!

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Ein Gedanke zu „Ist Erfolg planbar oder reine Glückssache?

  1. Mertem Tuncay

    Klar ist Erfolg planbar, ein bisschen Glück gehört aber immer dazu.

    Anmerkung vom Admin: Danke für dein Kommentar. Für einen Backlink sollte er aber etwas substantieller sein. Danke!

    Antworten

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