
Als jemand der in Bayern wohnt und sein Gewerbe dort angemeldet hat, war ich sehr erleichtert als sich Ministerpräsident Söder vor die Kameras stellte und in seiner unnachahmlichen, väterlichen Art mir glaubhaft versicherte, dass niemand alleine gelassen wird.
Ich war auch sehr beeindruckt, wie schnell das Sofortprogramm aufgesetzt wurde und wie einfach die Beantragung war. Andere Bundesländer haben es teilweise sehr bürokratisch veranstaltet. Ein Partnerunternehmen aus Sachsen hatte da beispielsweise viel mehr zu kämpfen als ich. In anderen Bundesländern war man in Online-Warteschlangen auf Platz 300.000 gefangen und so weiter.
Ein wichtiger Teil meines Einkommens ist die Dienstleistung für die Firma eines guten Geschäftspartners und Kumpels, mit dem ich auch das Büro teile. Hier verdienen wir hauptsächlich durch das Lizenzgeschäft von Software unser Geld. Selbst habe ich mir daneben ein ganz gutes Standbein mit Wartungsverträgen, Softwareentwicklung und Webseitenerstellung aufgebaut.
Doch als Mitte März den Leuten klar wurde, dass die Corona-Krise Deutschland erreicht und bald drastische Maßnahmen folgen, ist schlagartig keine Lizenzbestellung mehr eingegangen, ein guter Wartungsvertrag gekündigt und ein paar Projekte, die jetzt angestanden wären gestrichen worden.
Dass im IT Bereich so harte Einschnitte passieren, damit habe ich nicht gerechnet, obwohl ich mich mental schon auf eine Krise vorbereitet habe. Ich kann meine Kosten enorm zurückfahren, was ich derzeit auch mache. Doch auf der hohen Kante liegt trotzdem nicht viel Liquides.
Deshalb war ich auch sehr froh über die scheinbar unkomplizierte Hilfe des Landes. Natürlich könnte ich auch drei Monate mit Dispo-Kredit irgendwie überleben. Aber da die Wirtschaft im Sommer vermutlich noch nicht hochgefahren ist, wäre das nur ein schleichender Tod.
Da ich wie gesagt meine Kosten gut ganz gut im Griff habe, musste ich auch bei weitem nicht die Maximalsumme beantragen. Ich habe die Beantragung auch recht schnell gemacht, obwohl mein Liquiditätsengpass vermutlich erst im Übergang zum Mai eintreten wird. Das habe ich in dem Antrag auch so kommuniziert.
Meine Befürchtung war eher, dass die scheinbar unkomplizierten Hilfen schnell wieder abgeschafft oder durch schlechtere Bundeshilfen ersetzt werden.
Ende letzter Woche wurde mein Antrag bewilligt und mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Das wehrte aber nicht lange, da nur einen Tag später eine Infomail meines Steuerberaters eintraf, die davor warnte, dass man sich schnell wegen Subventionsbetrug strafbar machen könnte. Man darf quasi keinen Gewinn machen, wenn man auf Nummer sicher gehen möchte.
Lebensunterhalt ja oder nein
Das konnte ich nicht glauben, denn ohne monatlichen Gewinn kann ich meinen Lebensunterhalt nicht bestreiten. Müsste also ALGII beantragen und meine Firma schließen. Genau das soll die Soforthilfe aber doch verhindern?
In diesem Punkt herrscht noch große Unsicherheit bei Solo-Selbständigen, Freelancern, Künstlern und alle, die keine Kapitalgesellschaft sind. In NRW wurde zum 1.4 sogar der Passus entfernt, dass der eigene Lohn eine Art Betriebsausgabe ist. Die Problematik ist hier noch einmal genauer erläutert.
Soweit ich recherchieren kann, gibt es in manchen Bundesländern (Niedersachsen, Baden-Württemberg) den gewünschten Passus in den Soforthilfen noch, den ich doch recht fair und vor allem klar geregelt finde (obwohl mir persönlich auch weniger reichen):
Zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten kann bei Personengesellschaften ein kalkulatorischer Pauschalbetrag von 1.180,00 Euro pro Monat für Lebensunterhalt des Inhabers hinzugezählt werden.
Was tun?
In meinem bewilligten Beitrag steht, dass ich den Betrag doch zurückzahlen könnte, wenn ich ihn unrechtmäßig beantragt habe. Doch was rechtmäßig und unrechtmäßig ist, ist nicht ganz klar. Selbst wenn es so ist, wie manche Juristen glauben (kein Gewinn erzielen), wäre die Soforthilfemaßnahme einfach bescheuert.
Mittlerweile kann man sich auch eine Beratung für die Liquiditätsplanung durch die Corona-Krise im Wert von 4.000 Euro fördern lassen. Das ist irgendwie typisch. Anstatt die Gesetze vernünftig auszugestalten, damit man sie auch ohne ein Beraterteam aus verschiedenen Disziplinen versteht, ballert man lieber Geld raus, um dann Berater zu bezahlen, die das Gesetz auch nur interpretieren können.
Am Mittwoch tagt wohl wieder der Wirtschaftsausschuss im Bundestag. Ich gehe fest davon aus, dass hier noch nachgebessert werden wird, weshalb ich erst einmal nicht in Panik verfalle und schaue, ob mir das Geld wirklich zwei Monate reicht. Natürlich würde politischer Druck hier helfen. Zwischenzeitlich verfolge ich die Entwicklungen der Gesetze und meines Kontos.
Im Zweifel sollen sie mich doch wegen Subventionsbetruges verklagen. Mein Tagessatz wird entweder lächerlich gering oder ich muss wenigstens nicht selbst kochen. Die Gefängniskantine wollte ich sowieso schon immer einmal ausprobieren und mein Vater wäre stolz, wenn ich Autos reparieren lernen würde. Hab gehört, das geht im Knast 🙂
In diesem Sinne, übersteht die Corona-Krise einfach bestmöglich und kommt gestärkt wieder zurück!
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Hallo Robert, ich drück dir die Daumen. Dein Galgenhumor ist aber in der Situation echt super!
Hi Medlan, danke dir. Hilft ja nichts 😀