Umlautdomains gibt es offiziell seit 2002, trotzdem laufen sie uns so gut wie nie über den Weg. Stellt sich die Frage, ob es zu viele objektive Gründe gibt, die gegen eine Umlautdomain sprechen, oder ob der Grund schlicht und einfach menschliche Vorbehalte sind?
Da ich, wie du siehst, mit Plötzlich-Selbständig.de sogar eine Domain mit zwei Umlauten besitze, kann ich nach über zweieinhalb Jahren die Pro & Contras aus eigener Erfahrung wiedergeben.
Umlautdomain – Technischer Hintergrund
Wenn du in deinem Webbrowser eine Umlautdomain eingibst, passiert nicht das Gleiche, wie bei einer “normalen” Domain. Die Sonderzeichen werden in einen sogenannten IDNA-String umgewandelt. Das ist ein internationales Format, das es ermöglicht, Sonderzeichen jeglicher Art in unterschiedlichsten Sprachen als Domainnamen abzubilden. Welche Sonderzeichen verwendet werden dürfen, hängt von dem jeweiligen Domain-Registrar, also der Domainendung, ab.
Zum Beispiel wird dann aus meinem Domainnamen “Plötzlich-Selbständig.de” der IDNA-String: https://xn--pltzlich-selbstndig-uwb87a.de
Dies ist freilich für den Menschen suboptimal zu lesen, weshalb eigentlich alle Browser, die ich kenne, den IDNA-String mittlerweile von selbst umwandeln, wenn irgendwo eine Domain so verlinkt wird. Trotzdem hat es relativ lange gedauert, bis alle Browser mit Umlautdomains fehlerfrei umgehen konnten. Andere Programme können das bis heute nicht, aber dazu gleich mehr.
Brandingeffekte
Der Grund, warum ich mich für eine Umlautdomain entschieden habe, war relativ simpel. Ich wollte mich von der Konkurrenz abheben. Vor allem auch deshalb, weil der Begriff Selbständigkeit ohne Umlaute fast keine freien Domains mehr hatte. Den Hinweis zu meinem Blog habe ich auf die Rückseite meiner Visitenkarte gedruckt. Immer wenn ich diese beim Networken unters Volk bringe, werde ich auf die Umlautdomain angesprochen. Bisher durchgehend positiv.
Natürlich ist eine Umlautdomain kontraproduktiv, wenn du einen internationalen Markt bedienen möchtest. Jedoch wäre es in diesem Fall sowieso relativ dämlich, überhaupt einen Umlaut im Namen zu haben. Das internationale Publikum kann sich wohl weder ä noch ae merken, geschweige denn aussprechen.
SEO Vor- und Nachteile
Im Internet geistern viele SEO-Mythen über Umlautdomains herum. Ich muss dazusagen, dass mir Kennzahlen (außer Besucher) relativ egal sind. Allerdings habe ich noch keine merklichen SEO-Nachteile durch meine Umlautdomain festgestellt. Ich würde fast sagen, im Gegenteil.
Durch den kreativen und gut lesbaren Domainnamen, generiere ich trotzdem sehr viele Klicks, obwohl ich bei vielen Beiträgen, aufgrund der starken Konkurrenz, nur auf Platz 2 ranke.
Social-Media-Ärgernisse
So schön meine Domain bei Google aussieht, so beschissen sieht sie bei Facebook und Twitter aus.
Vor zwei Jahren ging zumindest noch die Anzeige als Klartext beim Verfassen eines Kommentars auf Facebook. Aber nach irgendeinem willkürlichen Update, zeigt er auch dort nur noch den IDNA-String an.
Beim Teilen meiner Beiträge sieht das dann so aus:
Dass das zwei multinationale Konzerne unabhängig voneinander nicht auf die Reihe bekommen, ist schon sehr traurig. Und ja, ich habe diesen “Bug” schon gemeldet. Interessiert nur keinen.
Vergiss E-Mails
Verabschiede dich einfach von dem Gedanken, dass du deine Umlautdomain sinnvoll als E-Mailadresse nutzen kannst. Irgendwann wirst du oder deine Kunden auf unüberwindbare technische Probleme stoßen, die unendlichen Frust verursachen.
Obwohl einige Mailprogramme mit dem IDNA-String zurechtkommen, hat mich vor allem mein Thunderbird damit in den Wahnsinn getrieben. Es ist wohl auch so, dass ältere Exchange-Server von Microsoft Probleme mit Umlautdomains besitzen. Da diese gerne in Großkonzernen eingesetzt werden und dort nicht immer die aktuellste Software im Einsatz ist, wird es dazu kommen, dass Auftraggeber dir keine Mails senden können. Wenn du so deinen Wunschkunden verlierst, wäre das ziemlich ärgerlich.
Lösung: Du registrierst die Domain noch einmal ohne Umlaute und nutzt diese zur Kommunikation. Auf dem Webserver stellst du eine Umleitung auf deine Umlautdomain ein. Deshalb besitze ich auch die Domain www.ploetzlich-selbstaendig.de meine E-Mailadresse ist dann folglich irgendwas@ploetzlich-selbstaendig.de
Formularfelder
Unerwähnt sollte nicht bleiben, dass eine Umlautdomain bei Formulareingaben im Web oder in Standardsoftware zum Hindernis werden kann. Das passiert nicht oft, aber wenn es passiert, nervt es tierisch.
Lohnt sich eine Umlautdomain?
Es ist wie so oft eine Abwegungssache, ob die Vor- oder die Nachteile überwiegen. Ich glaube, mein Blogkonzept hat von der Umlautdomain eher profitiert, da meine Besucher hauptsächlich durch Google und persönlichen Empfehlungen kommen. Wäre ich total von den sozialen Medien abhängig, würde ich mich über meine Domain ärgern.
Du kennst jetzt die Vor- und Nachteile, die ich in der Praxis gesammelt habe. Die Entscheidung musst du selber treffen.
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Hallo Robert,
wie immer verfolge ich deinen Blog sehr interessiert.
Die Punkte, die du aufzählst finde ich stimmig und kann ich so unterschreiben. In einem Punkt muss ich aber ein wenig korrigieren! Ob es bei einer TLD auch Umlautdomains gibt oder nicht hängt nicht nur vom Domain-Registrar ab. Vielmehr gibt die Registry, also das Network Information Center (NIC, z.B. bei .de die DeNIC) der jeweiligen Endung, in ihren Policies vor ob Umlautdomains und wenn ja, mit welchen Zeichensätzen, unterstützt werden. Ob ein Registrar dies dann ebenfalls für seine Kunden anbietet ist natürlich wieder eine andere Sache.
Mach weiter so, es macht jedes Mal Spaß deine Artikel zu lesen!
Hi Tom,
stimmt, hast recht. So wollte ich es ja natürlich auch schreiben 😀
In meinem Kopf war der Registrar DeNIC & Co., dabei sind die ja noch mindestens ne Ebene höher.
Hi Robert,
ich habe auch eine Umalutedomain und wenn ich auf Facebook ein Blogartikel teile, funktioniert es nicht ganz sauber mit der Yoast Open Graph Unterstützung. D.h. die Artikelbilder werden nicht gezogen und Facebook Debugger sagt, dass die URL nicht stimmt. Bei mir im Quelltext für den Blogartikel sehe ich bei den og-Tags die Klartext Url. Wenn ich bei Dir in den Quelltext für diesen Beitrag gucke, sehe ich den IDNA-String. Genau das bekomme ich nicht hin. Wie hasst Du das geschafft? Bitte helfe mir weiter, ich bin am verzweifeln! 🙁
Danke und Viele Grüße
Ömer
Hallo Ömer,
bei mir macht das YOAST ohne Probleme. Allerdings musst du in den Einstellungen->Allgemein im WordPress Dashboard auch die WordPress-Adresse und die Seiten-URL im IDNA-String eintragen.
Hallo Robert,
ich habe das exakt gleiche Problem wie Ömer.
Wie schaffst du es, dass Yoast deine Nicht-Umlaut Domain als Open Graph URL nimmt, wo du ja die WordPress URL als IDNA-String angegeben hast?
Bei mir nimmt Yoast automatisch die WordPress-URL ohne Änderungsmöglickeiten.
Danke und schöne Grüße
Daniel
Hi Robert,
habe mir auch eine Domain mit Umlaut zugelegt und zu spät auf dein tollen Artikel gestossen. Habe jetzt auch das Problem das meine Webseite als Link in zb. Facebook nicht richtig angezeigt wird. Das ist halb so wild, jedoch habe ich ein großes Problem damit wenn ich werbeanzeigen schalte , diese auch im Browser nicht richtig angezeigt wird. Meine brennende Frage ist kann ich nicht eine Weiterleitung machen von der http://www.xn--webseite-5ua.ch auf die richtige http://www.Webseite.ch damit das im Handy richtig oben angezeigt wird. Habe es mit bitly versucht und mit IP umleitung , jedoch ohne Erfolg. Hoffe du kannst mir da weiterhelfen, bin am verzweifeln.
Vielen Dank Robert.
Also ich leite ja ploetzlich-selbstaendig.de auf plötzlich-selbständig.de um.
Da mein Webserver auf ngninx beruht, leite ich folgendermaßen um:
return 301 $scheme://xn--pltzlich-selbstndig-uwb87a.de/$request_uri;
Man kann das natürlich auch umgekehrt machen.
Da dein Webspace vermutlich auf Apache läuft, musst du das anders umleiten. Am besten per .htaccess.
Ich bin mir nicht 100% sicher, aber die .htaccess Datei muss auf der Domain die umgeleitet werden soll ungefähr so aussehen:
RewriteEngine On
RewriteCond %{HTTP_HOST} (www\.)?mustermann.de
RewriteRule (.*) https://www.zieldomain.de/%{REQUEST_URI} [R=301,L]
Auch wenn es nicht 100%ig funktioniert, hoffe ich dir genug Anhaltspunkte gegeben zu haben, damit du es lösen kannst.
BG
Hi Robert,
wow danke für die schnelle Antwort. Habe meine Seite bei Shopify gehostet. Habe dort keine .htaccess Datei, suche gerade jemanden auf Fiverr der mir das Problem lösen kann, vermute jedoch das dies nicht möglich ist, da anscheinend der Facebook Browser das Format nicht unterstützt mit Umlauten. Werde dir bescheid geben ob und wie ich das Problem gelöst habe. Nocheinmal Danke für deine Antwort.
Viele Grüße
David
Habe den Code von Shopify im Header:
{%- if settings.favicon -%}
{%- endif -%}
{% include ‘seo-title’ %}
{{ seo_title }}
{%- if page_description -%}
{%- endif -%}
{% include ‘social-meta-tags’ %}
{{ ‘ndnapps-easyfaqs.css’ | asset_url | stylesheet_tag }}
{{ content_for_header }}
Wie ich es verstanden habe muss der UTF-8 Code den Facebook Browser richtig beigebracht werden. Ich werde mal einiges Testen und hoffe meine Homepage nicht zu zerstören.
Hallo,
eine gute Variante könnte doch sein, beide Domainvarianten zu registrieren und den Content auf die ae/oe/ue-Domain zu legen und von der besser kommunizierbaren ä/ö/ü-Domain einen Domainredirect auf die ae/oe-/ue einzurichten. Dann sieht der WEbsite-Name mit “ä” etc. gut und gewohnt in der Kommunikation aus und macht keine technischen Probleme mit Emails und sieht auch nicht spammig in Social Media aus. Im Blogbeitrag hast du nur die andere Variante (Domainredirect von der Nicht-Umlaut- auf die Umlautdomain) erwähnt. Das macht mMn keinen bzw. nur wenig Sinn.
Sehr interessanter Beitrag, ich bin jetzt schon mehrfach hier gelandet. Leider besteht das Problem mit den Social Media Plattformen auch in 2020 noch und ich glaube, da wird sich so schnell nichts daran ändern. Für meine Seite Reisebüro.de sehe ich leider keine Möglichkeit, auch an die “normale” Domainvariante zu kommen. Um auf Facebook und Pinterest die User nicht mit der unschönen Punycode-Variante abschrecken zu müssen, habe ich inzwischen auf der Domain “reiseb.de” einen eigenen URL Shortener Service eingerichtet. Dafür kann man z.B. die Open Source Software YOURLs hernehmen (https://github.com/YOURLS/YOURLS). Wahrscheinlich einfacher aber auch teurer wäre ein Monatsabo bei Bitly, dort kann man in der Pro Version für 30€ eine eigene Domain zum Kürzen verwenden. Für beide Varianten gibt es Plugins, die die Standard Kurzlink-Funktion von WordPress überschreiben, um die Kurzlinks (z.B. Reiseb.de/XYZ) dann automatisch im WordPress der IDN Webseite hinter der Beitrags-URL zu generieren.
Damit ist das Problem mit den unschönen Links in Sozialen Netzwerken erst mal gelöst. Hier nochmal der Vergleich.
Normaler Link, wie er auf Facebook angezeigt wird: https://xn--reisebro-c6a.de/regierung-verlaengert-reisewarnung-das-sollten-sie-jetzt-wissen/
Variante mit eigenem URL-Shortener: https://reiseb.de/regierung-verlaengert-reisewarnung
Viele Grüße,
David
Hallo Robert,
ich habe das Problem, dass ich einen Umlaut-Domainnamen besitze (aus strategischen Gründen). die Version meines Domainnamens ohne Umlaute ist jedoch bereits anderweitig vergeben und wird auch verwendet.
Hättest du vielleicht auch eine andere Lösungsidee, wie ich das Problem mit den Emails über meine Website in den Griff kriege?
Danke im Voraus und LG
Lis
Da hab ich mich jetzt nicht weiter beschäftigt damit. Hab aber letztens an eine Umlautmail per Thunderbird etwas gesendet und es ging fehlerlos. Evtl. kann Thunderbird und neuere Mailprogramme das jetzt standardmäßig.
2022 und ich stosse auf diesen Artikel! Vielleicht gibt es schon neue Erkenntnisse?
1.) Ich habe eine Umlautdomain die ohne Umlaut in allen Varianten vergeben ist.
Meine Seite wird in Google nicht angezeigt.
Auch wenn ich nach genau der Überschrift meiner Seiten google wird es nicht angezeigt.
Sogar wenn ich meine url eingebe bei Google wird sie nicht gelistet !
2.) Bei Verlinkungen in FB glauben Menschen die Seite ist gehackt.
Haben sie dazu Ideen?
Danke danke
lg
Tanja
Hi Tanja,
das wird weniger mit der Umlautdomain zutun haben.
Deine Seite wird in der Google “Sandbox” gelandet sein.
Vermutlich, weil viele fehlerhafte Verlinkungen auf der Seite sind. Die musst du unbedingt beheben. Kann aber lange dauern, bis du da wieder gelistet wirst.
Melde deine Seite auch zusätzlich bei der Google Search Console an. Dort zeigt dir Google auch an, wenn es Probleme gibt.